Sechsfleck-Widderchen (Zygaena filipendulae)

Allgemeines

Sechsfleck-Widderchen an Hornklee saugend. (Foto: C. Heinecke)

Das Sechsfleck-Widderchen (Zygaena filipendulae) gehört zur Familie der Widderchen (Zygaenidae) und wird wegen der sechs roten Flecken auf jedem Vorderflügel auch Sechsfleck-Widderchen genannt. Es zählt zu der Unterfamilie der Zygaeninae, welche in Europa  lediglich durch die Gattung Zygaena vertreten ist. Die Falter dieser Gattung zeichnen sich durch rote Punkte auf  den Vorderflügeln aus und werden deshalb auch als Blutströpfchen bezeichnet. Bei kühler Witterung oder bedecktem Himmel sitzen die  auffälligen Falter oft gut sichtbar in der Vegetation. Ihre rot-schwarze Kontrastfärbung signalisiert "Achtung – ich bin giftig!". Tatsächlich wurden in allen Entwicklungsstadien cyanogene Giftsubstanzen nachgewiesen.


Kennzeichen

Die Falter zeichnen sich durch sechs rote Flecken auf den Vorderflügeln sowie durch schwarze Fühlerspitzen aus.

Dürre Halme spielen als Ruheplätze der Falter eine große Rolle. (Foto: C. Heinecke)


Größe

Die Falter haben eine Flügelspannweite von 30 bis 38 mm. Die Raupen werden bis zu 22 mm lang.


Lebensraum

Anders als andere Widderchen kann das Sechsfleck-Widderchen in unterschiedlichen Lebensräumen vorkommen. Sofern die Nahrungspflanzen der  Raupen und geeignete Nektarpflanzen für die Imagines vorhanden sind, können Trockenrasen, Ruderalstellen, Kiesgruben, Mähwiesen, Feuchtwiesen sowie verschiedene Randstrukturen besiedelt werden.


Entwicklung

Violette Blüten werden als Nektarquellen von den Faltern bevorzugt. (Foto: C. Heinecke)

Das Weibchen legt ihre Eier in ungeordneten Haufen an den Blättern der Raupennahrungspflanze ab, es kann aber auch vorkommen, dass für die Raupen nicht geeignete Nahrungspflanzen mit Eiern belegt werden. Die Raupen zeichnen sich ebenfalls durch eine ausgeprägte Signalfärbung aus und sondern bei mechanischer Reizung mehrere Tropfen eines blausäurehaltigen Wehrsekrets ab. Die Verpuppung erfolgt wie bei den meisten Zygaena-Arten in einem spindelförmigen Kokon, welcher aus Seidenfäden, Seidenleim und kristallinen Einlagerungen besteht. Typisch für das  Sechsfleck-Widderchen sind die Längsfurchen des Kokons sowie dessen meist  auffallende Zweifarbigkeit – oben gelblich und unten weißlich. Schwer zu deuten ist die lange Flugzeit der Falter von Mai bis September; es könnte sich um zwei Generationen oder auch um isolierte Stämme mit unterschiedlichen Flugzeiten handeln.


Nahrung

Raupe an Hornklee. (Foto: C. Heinecke)

Meistens entwickeln sich die Raupen an Gemeinem Hornklee (Lotus corniculatus), man findet diese aber auch an Sumpfhornklee (Lotus uliginosus). Die Falter saugen an unterschiedlichen Blüten. Bevorzugt werden offensichtlich Violettblüher, gefolgt von gelb blühenden Pflanzen.


Verbreitung

Das Sechsfleck-Widderchen kommt zerstreut in allen Naturräumen Niedersachsens vor, fehlt jedoch in den Marschen. Stellenweise (so auf den Ostfriesischen Inseln) bildet die Art noch umfangreiche Populationen, ist  jedoch insgesamt rückläufig.

Die Paarung findet oft in direkter Nähe zum Kokon des Weibchens statt. (Foto: C. Heinecke)


Gefährdung und Schutz                 

Die Art ist durch Beseitigung blütenreicher Wiesen und  Brachen sowie intensive Pflege von Saumbereichen gefährdet. Auch die Verbuschung kleinflächiger Halbtrockenrasenflächen wirkt sich negativ auf die Bestandssituation aus. In Niedersachsen ist das Sechsfleck-Widderchen als "gefährdet" eingestuft.










Zusammengestellt von Carsten Heinecke
Quellen:
Günter Ebert, Erwin Rennwald (Hrsg.) (1994): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs Band 3 – Nachtfalter I. Eugen Ulmer KG, Stuttgart. ISBN 3-8001-3472-1.
Heiko Bellmann (2003): Der neue Kosmos Schmetterlingsführer. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. ISBN 978-3-440-09330-6.
Detlef Kolligs (2003): Schmetterlinge Schleswig-Holsteins – Atlas der Tagfalter, Dickkopffalter und Widderchen. Wachholtz Verlag. ISBN 3-529-07330-X.
Ulrich Lobenstein (2003): Die Schmetterlingsfauna des mittleren Niedersachsens – Bestand, Ökologie und Schutz der Großschmetterlinge in der Region Hannover, der Südheide und im unteren Weser-leine-Bergland. Naturschutzbund Landesverband Niedersachsen. ISBN 3-925815-27-9.
Reiner Theunert (2008): Verzeichnis der in Niedersachsen besonders oder streng geschützten Arten – Schutz, Gefährdung, Lebensräume, Bestand, Verbreitung (Stand 1. November 2008) – Teil B: Wirbellose Tiere. Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen. ISSN 0934-7135.